Neeeele Weinkeller-Schlüsselverwalter Dabei seit: 16.07.2008 Beiträge: 3.930 Herkunft: Ilmtal-Weinstrasse Haustiere: kein Haustier
Der Tod der dreckigen Anna - Tina Seel
Der Tod der dreckigen Anna von Tina Seel
als Taschenbuch: 13.- Euro, 352 Seiten, erscheint am 17.03.22 in der Emons Verlag GmbH
als Kindle Ausgabe: 9,99 Euro, 418 Seiten, erschienen am 24.02.22 in der Emons Verlag GmbH
Ich habe dieses Buch als digitales Leseexemplar vom Verlag erhalten und bedanke mich ganz herzlich beim Verlag und bei Netgalley.
Das Buch beginnt mit dem Tod der 72jährigen Anna Hager. Sie wurde brutal ermordet und von ihrer Cousine gefunden als diese sie am 24. Dezember 1974 zum Weihnachtsabend abholen wollte. Als die Kommissare Melchinger und Wachtel den Tatort sichten, bietet sich ihnen ein grausiges Bild und draussen hat sich das halbe Dorf versammelt. Es ist ein kleines Dorf in der Pfalz und so kennt Jeder Jeden und nimmt Anteil am Leben der Nachbarn. Niemand kann sich erklären, wer so viel Hass auf Anna Hager gehabt haben könnte, denn diese war schon immer geistig verwirrt, redete mit niemandem und hatte mit niemandem aus dem Dorf Kontakt außer zu ihren beiden Cousinen, die im gleichen Ort wohnen.
Die Kapitel wechseln immer zwischen den Geschehnissen davor und danach, so daß wir uns Stück für Stück ein Bild machen können was vor der Ermordung Annas geschah.
Geschrieben ist das Buch mit ganz viel Lokalkolorit, einer wunderbaren Mundart und einem beißenden Humor.
Alle Bewohner des Dorfes sind klar skizziert und man hat sie direkt sofort vor Augen. Symphatisch sind sie zwar irgendwie alle nicht, da jeder von ihnen wohl sein kleines Laster oder Geheimnis hat, aber trotzdem kann man sich in sie hineinversetzen. Zwar stehen sie alle als Dorfgemeinschaft zusammen, aber hinterm Rücken wird dann doch getratscht.
Wir sehen hier ganz klar, dass auch auf dem Dorf Verbrechen geschehen können, mit denen niemand in so einer vertrauten Gegend rechnet. Auch Zweifel der Menschen, ob sie von ihren Beobachtungen erzählen sollen, weil sie damit jemanden belasten könnten, den sie schon ewig kennen, werden hier sehr deutlich beschrieben.
Wir bekommen im Buch schon sehr früh ziemlich eindeutige Hinweise auf den mutmaßlichen Täter und am Ende bestätigt sich dieser Verdacht dann auch. Trotzdem tut das der Spannung aber keinerlei Abbruch. Vielmehr bleibt das gesamte Buch über die Frage nach einem Motiv. Auch zeigt sich, wie wichtig in solchen Fällen die Mithilfe der Bevölkerung ist, gerade eben weil man sich schon so lange kennt.
Ein Buch, welches im Pfälzischen spielt, aber nicht unbedingt als Regionalkrimi daher kommt, weil es in jeder Gemeinde in Deutschland spielen könnte.
Ich bin sonst eher kein Krimi-Fan, aber dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Durch den unterschwelligen Humor aller Protagonisten kommt es auch keineswegs trocken daher, obwohl es in der Hauptsache um Ermittlungsarbeit geht.
Dieses Buch ist das Krimi-Debüt von Tina Seel und beruht im Kern auf einer wahren Begebenheit aus ihrem Heimatort. Mich hat es sehr gut unterhalten und ich würde gern wieder etwas von Tina Seel lesen.
