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Anima - Wajdi Mouawad Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Anima von Wajdi Mouawad




broschierte Ausgabe: nur noch gebraucht erhältlich ab 4,77 Euro, 448 Seiten, erschienen am 01.07.14 in der dtv Verlagsgesellschaft (Erstausgabe)

Dieses Buch ist als Roman deklariert, ist aber, je nach Interpretationsweise, auch ebenso gut ein Krimi oder Psycho-Thriller. Ein spannungsgeladenes Buch ist es auf jeden Fall.

Gleich zu Anfang beginnt die Geschichte mit einem Kriminalfall. Unser Protagonist Wahsch Dibsch findet seine schwangere Frau brutal ermordet vor. Relativ schnell ist auch klar, wer der Mörder ist. Die Polizei verfolgt den Mörder allerdings nicht, weil er ein Angehöriger der Mohawks ist und sich in den Indianerreservaten versteckt. Wahsch will zwar keine Rache, aber er möchte dem Mörder seiner Frau einmal gegenüberstehen und so begibt er sich auf die Reise in die Reservate. Dort trifft er auf einen Mann, der Rooney, den Mörder, gut kennt und aus anderen Gründen ein Interesse hat den Mann zu finden. So beschließt er Dibsch zu helfen den Mann zu finden.

Das ist schonmal eine Geschichte, die sonst ja nicht so alltäglich ist und in Büchern nicht sooft beschrieben wird. Hier gibt es aber eine noch größere Besonderheit.... dieses Buch wird zum größten Teil aus der Sicht von Tieren beschrieben. Die Tiere fungieren in diesem Buch als Erzähler. Es sind Tiere wie Hauskatzen, Fliegen, Pferde, Goldfisch, Hund, Wolf, Silbermöwe und Monarchfalter uva. Mit ihren sehr gut ausgeprägten Sinnen, viel besseren als bei jedem Menschen, erkennen sie sofort die tiefen Wunden auf Dibsch Seele, seinen Schmerz und seine große Traurigkeit. Das beruht nicht nur auf den letzten Geschehnissen, sondern auf viel weiter zurückliegende Ereignisse. Dibsch ist mit vier Jahren aus dem Libanon nach Canada gekommen. Seine Familie wurde im Krieg getötet und er wurde von einem Mann gerettet, seinem Ziehvater. Damals war Dibsch 4 Jahre alt und hat kaum eine Erinnerung daran, ist seit dem aber ständig auf der Suche zu erfahren, was mit seiner Familie damals geschehen ist. Die Tiere erkennen das.

So nimmt die Geschichte am Ende auch eine Wendung mit der ich nicht gerechnet hatte und die das Buch für mich in eine ganz andere Interpretation gelenkt hat. Ich bin der Meinung, dass der Kriminalfall am Anfang nur ein Platzhalter ist für die eigentliche Geschichte des Buches, nämlich der Geschichte um Dibsch und seine Familie und die schrecklichen Geschehnisse während des Krieges im Libanon.

Ich fand das Buch unheimlich spannend, gerade weil der Autor sich verschiedener Mittel bedient, die ich so in einem Buch noch niemals gelesen habe. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass der Autor sich unterschiedlicher Sprachen bedient im Buch, deutsch verstehen wir ja alle und die englischen Sätze sind so kurz, knapp und einfach gehalten, dass sie wohl im Buchfluss auch von jedem verstanden werde. Für das Arabische wird uns ein Übersetzer zur Verfügung gestellt im Buch. Das macht die Handlung nochmal authentischer finde ich.

Von vielen Leser*innen wird ja angemerkt, dass das Buch zu brutal wäre. Keine Frage.... das Buch ist wirklich äußerst brutal, allerdings wird nichts beschrieben was es auf dieser Welt nicht gibt und was Menschen nicht anderen Menschen antun. Durch die Erzählung der Tiere bekommen wir diese Brutalität natürlich völlig ungefiltert. Leser, die sowas nicht aushalten können sollten das Buch wirklich lieber nicht lesen, es bringt einen schon an die Grenzen.

Aber das Buch hat mich auch gefesselt mit vielen Wahrheiten, über die man gar nicht so nachdenkt. Hier mal drei Beispiele, wie die Tiere uns Menschen sehen und erleben:

Coachs Affe den er sich hält: "Ich wieherte vor Lachen. Ich liebe Coach, er ist so possierlich, so theatralisch. Er sagt solche Sätze. Immer wieder sagt er solche Sätze. Er ist zum Schreien."

Willy über die Fledermäuse: "Auf jeden Schrei muss ein Augenblick der Stille folgen, damit man das Echo hören kann. Wer seinen Schmerz immer nur herausschreit, wird ihm nie ins Gesicht sehen. Genauso wenig wie jemand der seinen Schmerz totschweigt."

Die Pferde auf dem Transporter weisen auf ihre Arbeit hin und fragen sich, warum sie so unwürdig sterben müssen.

Mir hat das Buch wirklich großartig gefallen und der Autor hat es geschafft mich von Anfang bis Ende zu fesseln.

Von mir gibt es volle 5*/5*.



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