Neeeele Weinkeller-Schlüsselverwalter Dabei seit: 16.07.2008 Beiträge: 3.918 Herkunft: Ilmtal-Weinstrasse Haustiere: kein Haustier
Mitgift - Henning Ahrens
Mitgift von Henning Ahrens
als gebundene Ausgabe: 22.- Euro, 352 Seiten, erschienen am 21.08.21 im Klett-Cotta Verlag
als Kindle Ausgabe: 17,99 Euro, 309 Seiten, erschienen am 21.08.21 im Klett-Cotta Verlag
Ich habe dieses Buch als digitales Leseexemplar erhalten und bedanke mich ganz herzlich beim Klett-Cotta Verlag und bei Netgalley.
Dieses Buch ist ein Familienroman über sieben Generationen. Wir steigen ein ins Buch im August 1962, als Gerda Derking in ihrer Funktion als sogenannte Totenfrau zu ihren Nachbarn, den Leebs gerufen wird. In kurzen Kapiteln erfahren wir nach und nach die Lebensgeschichte der Leebs, die seit sieben Generationen den großen Hof in Klein Ilsede, in der niedersächischen Provinz bewirtschaften. Aber wir erfahren auch etwas über die Lebensgeschichte von Gerda Derking und ein paar anderen Nachbarn.
Hauptsächlich spielt das Buch in 1962, aber es gibt auch einige Zeitsprünge in die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit. Es gibt sogar ein paar Exkurse in 1755 als der erste Leeb den Hof gegründet hat. Wir lesen von politischer Gesinnung, Mitläufertum und auch vom Wandel nach Ende des Krieges. Aber der Krieg ist nicht allein Gegenstand des Buches, sondern es geht auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen auf den Höfen zur damaligen Zeit. Es geht um Erbe und Verantwortung die man mit der Geburt bekam und der man sich nur schwerlich entziehen konnte.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Der Schreibstil ist toll, mir sind besonders schöne sprachliche Metaphern im Gedächtnis geblieben, wie z.Bsp. als Magda die Nazireliquien in der Jauchegrube versenkt schreibt der Autor: "....... nicht ahnend, was sich in den braunen Tiefen verbirgt.". Oder, als Gerda liest: "Wenn die Zeilen verschwimmen, tun sich Räume ihrer Erinnerung auf.". Das kenne ich selber sehr gut, wenn ich über Textpassagen eines Buches nachdenke.
Mich sprechen Bücher aus dieser Zeit, die dann auch noch auf dem Dorf spielen und die Geschichte einer Familie beleuchten immer besonders an, warscheinlich weil ich selbst, 1963 geboren, auf dem Dorf groß geworden bin und viele der dörflichen Gepflogenheiten noch aus meiner Kindheit kenne.
Auch der Autor ist ja in dieser Zeit geboren, 1964, und beschreibt in seinem Nachwort, dass dieses Buch eine Biographie ist, wo er nur die Namen der Protagonisten verändert hat und die zeitliche Abfolge nicht ganz exakt so gewählt ist, wie sie eigendlich stattgefunden hat. Vielleicht wirkt es gerade deshalb auch so authentisch.
Dieses Buch steht auf der Longlist für den deutschen Buchpreis 2021. Leider hat es das Buch nicht auf die Shortlist geschafft, denn für mich gehört es dort auf jeden Fall hin. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern Familiengeschichten lesen.
